Eine F/A-18F mit IRST-Pod

Eine F/A-18F mit IRST-Pod

© US Air Force

Militärtechnik

Neues Zielsystem der F/A-18 fällt alle 14 Stunden aus

Seit 2001 ist die Super Hornet das fliegende Arbeitstier der US Navy. Die Kampfjets F/A-18E (Einsitzer) und F/A-18F (Zweisitzer) haben auf den Flugzeugträgern die F-14 abgelöst.

Seitdem war die Super Hornet bei zahlreichen Einsätzen dabei, von Afghanistan über Irak bis zu Syrien. Eigentlich sollte sie schon langsam in Pension gehen. Da jedoch das F/A-XX-Projekt der Navy auf wackeligen Beinen steht, könnte sie womöglich sogar bis in die 2040er-Jahre fliegen.

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Dafür braucht sie aber Updates, um am Schlachtfeld mithalten zu können. Eines davon, das als besonders wichtig eingestuft wird, ist ein Infrarotzielsystem (IRST - Infrared Search and Track). Und ausgerechnet das hat massive Probleme, berichtet twz: Es fällt alle 14 Stunden aus.

F/A-18E startet mit IRST-Pod

F/A-18E startet mit IRST-Pod

IRST kommt auf den Treibstofftank

Das IRST21 wird von Lockheed Martin gebaut. Um die F/A-18E/F nachträglich damit auszustatten, wird es an der Spitze des Treibstofftanks FPU-13/A angebracht, der mittig am Rumpf montiert ist. Das gesamte System heißt ASG-34A(V)1, wird aber üblicherweise einfach nur IRST-Pod genannt.

Der IRST21

Der IRST21

Im aktuellen Bericht des Government Accountability Office (GAO), ein Untersuchungsorgan des US-Kongresses, werden Probleme mit dem IRST-Pod aufgezeigt. Die aktuelle Version wurde im November 2024 bei Einsätzen getestet, damit im Jänner 2025 der Startschuss für die Serienproduktion erfolgen kann. Der wurde aber jetzt verschoben. Das ist das zweite Mal innerhalb von 3 Jahren, dass der Zeitplan für den IRST-Pod nicht eingehalten wurde.

Die Verzögerung wurde durch einen Software-Fehler ausgelöst, der die Testflüge um 2 Monate nach hinten verschoben hat. Laut dem Bericht wurden falsche Warnmeldungen ausgespielt, laut denen der Pod überhitzt sei.

Grafische Darstellung, wie der IRST21 in einem Pod verbaut ist

Grafische Darstellung, wie der IRST21 in einem Pod verbaut ist

IRST-Pod extrem unzuverlässig

Das ist aber nicht das einzige Problem. Zwar wurden bei den Testflügen, die dann später stattgefunden haben, gute Resultate beim Erfassen und Verfolgen von Zielen auf „taktisch signifikanten Distanzen“ erzielt. Allerdings seien die Pods dabei „extrem unzuverlässig“ gewesen.

Das hat DOT&E, das für das US-Verteidigungsministerium für solche Tests zuständig ist, dem GAO berichtet. „Die Software-Updates haben die Verlässlichkeit verbessert, aber das System erreichte nur 14 Stunden Laufzeit, bevor es zu Ausfällen kam.“ Die Mindestanforderung der Navy für den IRST-Pod ist 40 Stunden Laufzeit.

Laut DOT&E sei das großflächige Einführen des IRST-Pods deshalb eine Gefahr für die Navy, solange die Verlässlichkeit nicht deutlich verbessert wird. Die Navy pocht aber schon seit einer Weile auf den IRST-Pod.

F/A-18F mit IRST-Pod

F/A-18F mit IRST-Pod

So funktioniert IRST

Im Gegensatz zu Radar funktioniert IRST komplett passiv. Die F/A-18 hat deshalb keine aktiven Strahlungsemissionen bei der Nutzung von IRST. Dadurch wird das Ziel nicht vorgewarnt und es gibt keine zusätzliche Möglichkeit für den Feind, die F/A-18 aufzuspüren, etwa durch die Rückverfolgung der Radarstrahlen.

IRST nutzt das Infrarotspektrum, also Wärmebildtechnologie. Die Ziele werden erfasst, weil ihre Wärme von der der Umgebung abweicht. Der neue IRST-Pod kann das auf eine Distanz, die weit über die Sichtweite des Piloten hinausgeht. Das klassische Radar hat zwar immer noch eine größere Reichweite, dafür „sieht“ der IRST-Pod aber auch Stealth-Flugzeuge und -Marschflugkörper, sowie Drohnen, die zu klein für eine korrekte Radarerfassung wären.

Beides ist für die Navy extrem wichtig. Wenn es zu einem bewaffneten Konflikt in China kommt, wird die Navy mit ihren Flugzeugträgern an vorderster Front stehen. Und China baut mit der J-35, J-36 und J-50 gerade massiv seine Flotte an Stealth-Jets aus.

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Außerdem würde dieser Konflikt mindestens ebenso stark von Drohnen geprägt sein, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Mit einem IRST könnten die F/A-18-Piloten bei der Luftraumsicherung einfacher und schneller Kamikazedrohnen erfassen und anvisieren.

Andere Kampfjets haben bereits IRST

IRST gehört bei manchen Kampfjets zur Standardausstattung. Russland hat das System etwa in der Su-30 und Su-35 im Einsatz. China arbeitet mit EORD-31 an einem neuen IRST für die Stealth-Fighter J-20 und J-35, bei der J10C ist bereits ein IRST eingebaut.

Bei der SU-35S befindet sich das IRST leicht rechts, direkt vor dem Cockpit

Bei der SU-35S befindet sich das IRST leicht rechts, direkt vor dem Cockpit

Auch der Eurofighter hat IRST. Dort heißt es PIRATE (Passive Infra-Red Airborne Track Equipment).

Das Akronym ist eine Anspielung darauf, dass der Sensor links versetzt angebracht ist und deshalb an einen einäugigen Piraten erinnern soll. Bei Tests im Jahr 2010 konnte mit PIRATE der amerikanische Stealth-Jet F-22 auf “signifikante Entfernung” erfasst und verfolgt werden.

PIRATE befindet sich am Eurofighter links versetzt vor der Nase

PIRATE befindet sich am Eurofighter links versetzt vor der Nase

Die schwedische Gripen E hat ihr IRST mittig auf der Nase. Bei der französischen Rafale ist es an der Nase leicht rechts, daneben befindet sich ein optisch-elektronisches Zielsystem – also eine Kamera mit Bilderkennung.

Air Force hat bereits IRST

Die F-22 hat noch kein IRST, soll aber mit einem ähnlichen System nachgerüstet werden. Die F-35 hat kein eigenes IRST. Stattdessen sind die Infrarotfähigkeiten Teil des EO-DAS, das 6 IR-Sensoren hat, die jeweils in eine andere Richtung des Flugzeugs „blicken“.

Die Air Force nutzt bereits den IRST-Pod Legion auf der F-15 und F-16. Auch dieser beinhaltet Lockheeds IRST21, was die Verzögerungen und Probleme bei der Navy seltsam erscheinen lässt.

Eine F-16 mit Legion. Der Pod ist rechts vom Lufteinlass befestigt

Eine F-16 mit Legion. Der Pod ist rechts vom Lufteinlass befestigt

Allerdings weiß man nicht, wie verlässlich Legion ist – möglicherweise reichen für die Air Force 14 Stunden Betriebsdauer aus. Die IRST-Pods für die Navy könnten auch stark umgebaut worden sein, um die Belastung der Flugzeugträger-Starts auszuhalten. Und diese Umbauten vertragen sich vielleicht nicht so gut mit dem IRST21.

Mehrere Verzögerungen

Ende 2019 ist zum ersten Mal eine Super Hornet mit IRST-Pod abgehoben. Auch bei Kampfeinsätzen im Nahen Osten wurden schon F/A-18 mit den Pods ausgestattet, um Testdaten zu sammeln. Dann kam es aber immer wieder zu Verzögerungen und Problemen.

2023 stellte das GAO etwa fest, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Komponenten des IRST-Pods nicht die geforderte Leistung bringen. Dem Bericht zufolge waren mikroelektronische Probleme daran schuld. Außerdem gab es Personalprobleme bei einem Software-Zulieferer für das System, was ebenfalls für Verzögerungen sorgte.

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Vermutlich wird noch in diesem Monat die Entscheidung darüber fallen, ob mit der Serienproduktion des IRST-Pods begonnen wird. Sollte es sich um ein reines Software-Problem handeln, könnte die Hardware schon produziert und dann auf Lager gelegt werden, bis die neue Software fertig ist.

Sind die Probleme weitreichender, könnten Verbesserungen und erneute Tests gefordert werden. Danach wird evaluiert, ob die Massenfertigung starten kann. Dass das Projekt wegen der Probleme aufgegeben wird, ist unwahrscheinlich, da die Technologie sehr wichtig für die US Navy ist. Das Upgrade der F/A-18 mit IRST ist zudem Teil der laufenden Rüstungsstrategie der US-Streitkräfte, die auf eine Auseinandersetzung mit China im Pazifik fokussiert ist. 

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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