
Der Pilz "Fusarium graminearum" befällt unter anderem Weizen und kann den Ertrag wesentlich schmälern (Symbolbild).
FBI: Chinese hatte "potenzielle Agroterrorismus-Waffe" im Rucksack
Ein Forscher und eine Forscherin mit chinesischer Staatsbürgerschaft wurden gestern, Dienstag, wegen Verschwörung, Schmuggel, Falschaussage und Visumbetrug angeklagt, wie die Staatsanwaltschaft des Eastern District in Michigan in einer Presseerklärung mitteilte.
Der 33-jährigen Biologin Yunqing Jian und ihrem 34-jährigen Partner Zunyong Liu wird vorgeworfen, eine Probe des Pilzes „Fusarium graminearum“ in einem Rucksack in die USA geschmuggelt zu haben. Der zuständige Staatsanwalt Jerome F. Gorgon interpretiert diesen als „potenzielle Agroterrorismus-Waffe“, die ins US-amerikanische Kernland gebracht wurde.
Fusarium graminearum befällt weltweit Weizen, Gerste, Mais, Soja und Reis. Er führt zu Fäulnis, d. h. weniger Ertrag, und kann außerdem Giftstoffe produzieren. Diese können bei Mensch und Tier zu Erbrechen und Durchfall führen.
Forschung an der University of Michigan
Jian hat an der Zhejiang University in Peking ein Doktorat zu Pflanzen-Pathogenen (Einflüsse, die Krankheiten bei Pflanzen bewirken können) abgeschlossen und ist an der University of Michigan als Forscherin des Instituts für molekulare, zelluläre und Entwicklungsbiologie beschäftigt. Sie arbeitet laut Uni-Webseite in einer Forschungsgruppe zu Krankheitserregern und der Widerstandsfähigkeit von Kulturpflanzen.
Laut Anklage hat die Biologin in China zuvor staatliche Fördergelder für ihre Forschung an dem Pilz bekommen und ist Mitglied der Kommunistischen Partei. Ihr Partner, der an einer chinesischen Universität zum gleichen Thema forschen soll, hatte die Proben am 27. Juli 2024 über den Flughafen Detroit in die USA gebracht.
In einer Befragung soll er zugegeben haben, die Pilz-Proben zur Forschung an der University of Michigan mitgebracht zu haben. Er wurde daraufhin in sein Heimatland zurückgeschickt.
Smartphones durchsucht
Das FBI durchsuchte nach einem Bericht des Guardian auch Lius Smartphone. Aus dem Chatverlauf mit seiner Partnerin Jian schlussfolgerte die Behörde, dass diese bereits vor seiner Ankunft mit den Proben im Gepäck in ihrem Labor an der University of Michigan mit dem Pilz gearbeitet hatte.
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Außerdem verweist das FBI laut Guardian auf den wissenschaftlichen Artikel „Plant-Pathogen Warfare under Changing Climate Conditions” auf Lius Smartphone. Zwar passt der Titel in das verdächtigende Narrativ der Behörde. Liest man allerdings die Studie eines Teams der Michigan State University von 2018, stellt sich heraus, dass es darin um Klimawandelanpassung bezüglich Pflanzenkrankheiten und Lebensmittelversorgungssicherheit geht.
Ausländische Studierende im Visier der US-Behörden
„Die heutigen strafrechtlichen Anklagen gegen Yunqing Jian und Zunyong Liu zeigen, dass die CBP [US-Grenzschutzbehörde] eine entscheidende Rolle beim Schutz der amerikanischen Bevölkerung vor biologischen Bedrohungen spielt“, wird Marty C. Raybon, ein Sprecher der Grenzschutzbehörde in der Presseerklärung zitiert. Unabhängig davon hatte US-Außenminister Marco Rubio Ende Mai angekündigt, dass die USA die Visa chinesischer Studierender „aggressiv“ zurücknehmen würden, wie Reuters meldete.
In den vergangenen Monaten hatte die US-Regierung die Wissenschaftsfreiheit an den Universitäten regelmäßig attackiert und Gelder gestrichen. Heimatschutzministerin Kristi Noem droht z. B. der Eliteuniversität Harvard seit April, keine internationalen Studierenden mehr aufnehmen zu dürfen, wenn die Uni nicht mehr gegen Antisemitismus am Campus vorgeht. Ein Gericht hat dies vorerst blockiert.
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Mehr als ein Viertel der Studierenden in Harvard stammen aus dem Ausland, knapp 1.400 davon aus China. 30 Österreicherinnen und Österreicher sind inskribiert.
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